Du hast vielleicht schon mal gehört, dass der Darm als Sitz des Immunsystems bezeichnet wird. Und das nicht ohne Grund. Denn das Abwehren von Krankheitserregern ist eine der Hauptaufgaben des Darms, womit er das größte Immunorgan ist. Was nämlich die wenigsten wissen: Das Immunsystem ist nicht an einer einzigen Stelle im Körper angesiedelt. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel verschiedener Strukturen und Organe, zu denen eben auch das Verdauungsorgan gehört.
Bedeutet im Umkehrschluss: Ist der Darm geschwächt, ist auch das Immunsystem geschwächt. Oder um es noch deutlicher zu sagen: Geht es dem Darm nicht gut, geht es auch dem Immunsystem nicht gut.
Wie funktioniert die Immunabwehr im Darm?
Die Aufgabe des Darms geht weit über die Verdauung hinaus. Er sorgt auch dafür, Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze abzuwehren, Schadstoffe zu entfernen und krankhafte (Zell-)Veränderungen zu beseitigen. Sprich: Der Darm ist kontinuierlich damit beschäftigt, ungebetene Gäste zu erkennen und aus dem Weg zu räumen. Wie er das macht?
Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen möchten, gibt es drei Barrieren, die sie überwinden müssen: die Darmschleimhaut, die Darmflora und – Achtung, wahrscheinlich ein neuer Begriff für deinen Wortschatz – das darmassoziierte Immunsystem, abgekürzt GALT. Zählt man die Schleimhäute in Mund und Nase dazu, sind es sogar vier.
Wenn das Immunsystem funktioniert, werden die Krankheitserreger bereits an Barriere eins abgewiesen. Wenn es geschwächt ist, mogeln sie sich durch die erste Barriere hindurch und müssen von Barriere zwei und drei aufgehalten werden.
Den Anfang macht dabei das darmassoziierte Immunsystem. Hier sitzen ca. 70 Prozent der Immunzellen. Gefolgt von Darmschleimhaut und Darmflora. Letztere kann man fast schon als eine WG für 100 Billionen Mikroorganismen sehen.
Zusammengefasst bedeutet das also, dass der Darm mit seinen drei Barrieren rund um die Uhr damit beschäftigt ist, krankmachende Erreger abzuwehren, gleichzeitig aber auch die eigenen (guten) Zellen zu trainieren.
Am Ende ist das also eine einfache Rechnung: Je mehr gute Bakterien wir in unserem Darm haben, desto fitter ist unser Immunsystem. Dies gilt es übrigens auch nach einer Antibiotika-Einnahme zu beachten. Denn dadurch werden nicht nur die „bösen“, sondern auch die „guten“ Bakterien zerstört.
Mit einem gesunden Darm das Immunsystem stärken – 3 Tipps
Ist der Darm geschwächt, ist auch das Immunsystem geschwächt. Gut zu wissen, oder? Schließlich bekommt das Thema Ernährung so noch mal eine ganz andere Bedeutung. Denn was in negativer Richtung funktioniert, funktioniert natürlich auch in positiver Richtung. Sprich: Wir können das Immunsystem über den Darm nicht nur schwächen, sondern auch stärken. Das Stichwort hier: Darmflora.
Probiotische Lebensmittel wie Joghurt oder Kefir
Probiotische Lebensmittel sind Lebensmittel, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten. Zugegeben, diese Erklärung macht es (noch) nicht einfacher. Deshalb noch mal so: Probiotika sind nichts anderes als (Milchsäure-)Bakterien, die mit unserer Nahrung im Darm landen und hier in die Darmflora-„WG“ einziehen. Ihre Aufgabe: das Immunsystem (wieder) aufbauen. Dabei sind die wichtigsten Probiotika-Lieferanten Joghurt und Kefir. Oder für alle mit einem veganen Speiseplan: Sauerkraut und Kimchi. Sprich: milchsauer vergorene Lebensmittel.
Präbiotische Lebensmittel wie Haferflocken
Jetzt nicht durcheinanderkommen. Während es gerade noch um probiotische Lebensmittel ging, geht es jetzt um präbiotische Lebensmittel. Das „ä“ macht den Unterschied. Präbiotische Lebensmittel enthalten keine Mikroorganismen und damit keine Bakterien. Ihre Aufgabe ist es, die vorhandenen (guten) Bakterien zu stärken. Denn bei Präbiotika handelt es sich um Ballaststoffe, die wir nicht verdauen können und die damit unverdaut im Darm landen. Präbiotika sind also das „Futter“ für die vorhandenen (guten) Bakterien.
Besonders reich an präbiotischen Ballaststoffen sind eben Haferflocken, aber auch Weizenkleie, Leinsamen und Flohsamenschalen.
Ausdauersport wie Walken oder Schwimmen
Was Sport mit unserem Darm zu tun hat? Ganz einfach! Wer sich regelmäßig bewegt, der sorgt für Bewegung im Darm. Und das führt wiederum dazu, dass sich unsere (guten) Darmbakterien vermehren. Warum? Weil die Bewegung die natürliche Darmperistaltik anregt und Krankheitserreger wie Viren, Pilze oder Schadstoffe effektiver ausgeschieden werden. Puh, ein ziemlich schwieriges Wort: Darmperistaltik. Deshalb jetzt noch mal ein bisschen einfacher: Durch Bewegung wird die Verdauung angeregt und die „bösen“ Bakterien ausgeschieden.
Am besten funktioniert das übrigens mit Ausdauersport. Ja, wir sprechen hier tatsächlich von Joggen, Schwimmen oder Walken. Dreimal in der Woche à 30 bis 60 Minuten.
Wer so gar keine Lust auf Ausdauersport hat, der braucht jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Denn es ist tatsächlich so, dass die Ernährung die größere Rolle beim Wiederaufbau einer intakten Darmschleimhaut spielt. Bedeutet also für all die Sportmuffel unter uns, dass sie zukünftig mit einer großen Schüssel Müsli, bestehend aus Joghurt, Haferflocken sowie Bananen, in den Tag starten sollten.